NARKOSE BEI KINDERN

Liebe Eltern,
bei Ihrem Kind ist ein operativer Eingriff in Vollnarkose geplant. Vielleicht sind Sie besorgt, weil Sie nicht genau wissen, was auf Sie und Ihr Kind zu kommt. Diese Information soll Ihnen die Möglichkeit geben, sich in Ruhe über die Vollnarkose zu informieren.

Wenn Kinder zum Arzt gehen, müssen sie sich wohlfühlen. Denn nur dann schöpfen sie Vertrauen. Wir erleben es leider immer wieder, dass Kinder gar nicht oder nur unzureichend von Ihren Eltern informiert wurden. Nicht selten reagieren sie dann überängstlich, abwehrend und verkrampft. Die ehrliche Aufklärung Ihres Kindes durch Sie und uns Ärzte über die medizinischen Erfordernisse einer Vollnarkose sind ein wesentlicher Bestandteil bei der Bewältigung dieser Situation.

Spezielle Voruntersuchungen sind bei gesunden Kindern aus anästhesiologischer Sicht in der Regel nicht notwendig. Die Vorstellung beim Kinderarzt kann je nach Eingriff und Gesundheitszustand Ihres Kindes eine zusätzliche Voruntersuchung erfordern. In diesem Fall werden Sie vom Operateur oder Narkosearzt entsprechend informiert.

Sollte Ihr Kind kurze Zeit vor dem OP-Termin erkrankt sein (z. B. grippaler Infekt, Fieber, Erbrechen etc.) rufen Sie bitte umgehend in der Praxis des behandelnden Arztes an! In diesem Fall muss der Termin evtl. kurzfristig verschoben werden. Ein leichter Schnupfen ohne Fieber und ohne Infektionssymptomatik stellt allerdings kein Ausschlusskriterium für eine Narkose dar. Ob Ihr Kind am Operationstag tatsächlich für eine ambulante Narkose geeignet ist, entscheidet der Narkosearzt vor Ort.

Worauf ist zu achten? Nüchternheit
Durch richtiges Verhalten können Zwischenfälle (z. B. ein gefährlicher Übertritt von Mageninhalt in die Lunge) während der Narkose weitgehend vermieden werden. Die folgenden Hinweise müssen deshalb unbedingt beachtet werden!
Ihr Kind darf 6 Stunden vor Beginn der Narkose nichts mehr essen, keine Süßigkeiten, Obst und auch kein Kaugummi oder ähnliches!
Bis zu 4 Stunden vor dem Eingriff darf Ihr Kind nur noch 1-2 Gläser/Tassen klarer, fettfreier Flüssigkeit ohne feste Bestandteile und ohne Kohlensäure (z. B. stilles Wasser, Tee) – keine Milch, Obstsäfte und keinen Alkohol! – trinken.
Auch auf das Rauchen ist 6 Stunden vor Beginn der Anästhesie zu verzichten.
Bitte informieren Sie uns, falls diese Anweisungen nicht genau eingehalten wurden! Seien Sie als Eltern konsequent und achten Sie auf die Einhaltung der Nüchternheit!

Das Anästhesiegespräch
Nachdem der Operateur mit Ihnen die geplante Operation besprochen und die Indikation zum Narkoseverfahren bei Ihrem Kind gestellt hat, werden Sie entweder am gleichen Tag oder zu einem vereinbarten Termin dem Anästhesisten (Narkosearzt) vorgestellt.
Wie bei Erwachsenen, gehört natürlich vor dem OP-Eingriff ein ausführliches Vorgespräch (Narkoseaufklärung) mit dem Narkosearzt dazu. Sie bekommen für Ihr Kind einen Aufklärungs-und Anamnesebogen. Diesen füllen Sie noch vor dem Arztgespräch vollständig aus. Im Aufklärungsbogen werden in Kurzform die Narkose vorgestellt und Fragen zur Krankheitsvorgeschichte sowie nach dem Alter, Gewicht und Größe Ihres Kindes gestellt.
Im Narkosegespräch kann sich der Anästhesist anhand des Bogens ein erstes Bild Ihres Kindes machen, wobei noch offene Fragen beiderseits gestellt werden können.

Die Narkose
Damit unsere kleinen Patienten uns angstfrei in den Operationsbereich begleiten, erhalten sie für gewöhnlich etwa eine halbe Stunde vor dem Eingriff ein Beruhigungsmittel, dieses wird meist in Form eines Saftes oder als Nasentropfen verabreicht.
Die Narkose, ein tiefschlafähnlicher Zustand, wird bei kleineren Kindern manchmal über eine Gesichtsmaske eingeleitet, wobei das Einatmen eines Gemisches aus Sauerstoff und Narkosegasen bald zum tiefen Einschlafen des Kindes führt. Erst dann wird an Arm, Hand oder Fuß eine Venenverweilkanüle in die Vene gelegt, über die ein schnell wirkendes Narkosemittel eingespritzt wird.
Größere Kinder dulden nach erklärenden Worten meist auch das Anlegen einer Verweilkanüle im wachen Zustand, worüber die Infusion angelegt wird und ein schnell wirkendes Einschlafmittel verabreicht wird.
Die Narkose wird dann durch weitere Medikamente vertieft, so dass das Bewusstsein und die Schmerzempfindung im ganzen Körper unterdrückt werden. Zusätzlich wird die Atmung mit einer Maske unterstützt.
Anschließend wird je nach Eingriff und Länge der Operation eine Kehlkopfmaske (Larynxmaske) in den Mund oder ein Beatmungsschlauch (Tubus) in die Luftröhre eingeführt. Auch über die Laryxmaske und den Tubus werden Sauerstoff und ggf. gasförmige Narkosemittel gegeben.

In jedem Fall überwacht der Anästhesist während der Narkose ständig alle wichtigen Körperfunktionen, wie z. B. Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung.

Nach der Operation wird die Zufuhr der Narkosemittel beendet und Ihr Kind erwacht aus der Narkose wie aus einem tiefen Schlaf.

In einem separaten Raum erhält Ihr Kind anschließend die Möglichkeit sich in Ihrem Beisein auszuschlafen, um sich von der Narkose zu erholen. Sobald es Ihrem Kind gut geht und die Vitalfunktionen nochmals überprüft wurden, steht dem Heimweg nichts mehr im Wege.